Hart, aber einfühlsam. Karriere, aber 100% Vater. Ein neues Männerbild?
Männer übernehmen wie alle anderen Menschen in unserer Gesellschaft viele Rollen. Sie sind Mitarbeiter, Berufstätige, (Ehe-)Partner, Väter, Söhne, Brüder, Freunde und vieles mehr. Diese Rollen haben Männer in gewisser Weise schon immer übernommen und doch befindet sich das Männerbild seit einiger Zeit im Wandel. Wir nehmen das als Anlass für unseren aktuellen Blog.
Das Bild des Mannes im Wandel.
Männer mögen Autos, Technik und Sport. Sie reden nicht über Gefühle und wollen das letzte Wort haben. Sie haben breite, muskulöse Schultern und eine tiefe Stimme. Sind das tatsächlich männliche Charakterzüge oder vielmehr überholte Stereotypen? Wir rufen im Web Google auf und suchen nach „typischen Charaktereigenschaften von Männern“. Tatsächlich finden wir die oben beschriebenen Eigenschaften auf vielen Blogs, in Dating-Foren, Onlineartikeln und auch Studien. Demgegenüber bemerken wir allerdings auch einen Wandel und eine Reihe weniger „männlich-stereotyper“ Charakteristika. Denn Männer sollen auch einfühlsam, weich und kommunikativ sein. Sie sollen ihre Karriere vorantreiben, aber sich trotzdem nicht wie frühere Generationen aus Vaterpflichten und Kindererziehung zurückziehen. Sie sollen im Haushalt nicht weniger anpacken als in der Arbeit. Kurz: Männer sollen heute vieles können, vieles machen und vieles sein.
Männer früher und heute.
Denken Sie an Ihre Eltern? Welche Aufgaben hat Ihre Mutter, welche Ihr Vater übernommen? Welches Männerbild wurde Ihnen vorgelebt? Die Antworten auf diese Fragen werden natürlich ganz unterschiedlich ausfallen. Ein Blick in Geschichte und Statistik macht aber klar: In früheren Generationen war Mann bzw. Vater in erster Linie „Hauptverdiener“, hat sich dem Beruf gewidmet und die Familie „angeführt“, während Haushalt, Küche und Kinder in erster Linie Aufgaben der Frau bzw. Mutter waren. Auch heute noch verfolgen Männer ihre Karriere, übernehmen aber häufig auch eine aktive Vaterrolle oder gehen auch in Karenz und viele Beziehungen streben eine ausgewogene Partnerschaft an, in der Entscheidungen gemeinsam und unter Berücksichtigung von Bedürfnissen aller Beteiligten getroffen werden. Gewiss nicht bei allen, aber bei manchen Männern münden die unterschiedlichen Rollen in Unsicherheit. Ihre Eltern haben etwas anderes vorgelebt als Partner:innen nun fordert, Medien präsentieren ein sehr vielfältiges Männerbild und dann sind da ja noch die eigenen Gefühle, Bedürfnisse und Ansichten.
Wenn Erwartungen zu Krisen führen.
An jeden Menschen unserer Gesellschaft werden Erwartungen gestellt, aber heute widmen wir uns einmal ganz gezielt nur den Männern. Und gewiss ist, dass unsere Gesellschaft hohe Erwartungen an Männer hat. Sie sollen gut aussehen und in Form sein, beruflich erfolgreich sein, gute Partner und Ehemänner sein und auch ihre Vaterrolle ernstnehmen. Nicht jeder Mann kann mit diesen vielfältigen Erwartungen umgehen. Wenn der Chef erwartet, dass man länger im Büro bleibt, Freund:innen wieder einmal auf ein Feierabendbier gehen möchten und man abends auch noch Zeit für Partner:in und/oder Kinder haben möchte, wird der Tag auf einmal zu kurz und Erwartungen können einen überrollen. Wer auf Dauer das Gefühl hat, den Erwartungen nicht gerecht zu werden, neigt dazu unzufrieden, unglücklich und unausgeglichen zu sein. Das kann wiederum nicht nur zu einer persönlichen Krise, sondern auch zu Konflikten in Partnerschaft, Familie und anderen Lebensbereichen führen.
Themen ansprechen und Lösungen finden.
Wie auch immer wir zu gesellschaftlichen Stereotypen und Rollenbildern stehen, Tatsache ist, dass es noch immer Menschen gibt, die denken, Männer müssen mit diesen Erwartungen und dem Spagat zwischen Beruf, Familie und Selbstverwirklichung gut zurecht- und klarkommen. Und Fakt ist, dass wir alle auf eine Art und Weise damit zurechtkommen müssen. Aber: Das müssen wir nicht alleine. Wer als Mann auf Dauer das Gefühl hat, dass alles zu viel wird, einen Erwartungen überfordern und das Wohlbefinden darunter leidet, sollte nicht zögern Hilfe in Anspruch zu nehmen. Nicht immer kann oder möchte man mit Partner:innen, Familie oder Freund:innen sprechen. Nein, manchmal sind neutrale Expert:innen, etwa diplomierte Lebens- und Sozialberater*innen, bessere Ansprechpartner:innen, vor denen sich Männer mehr öffnen, alles offen aussprechen und damit systematisch Lösungen erarbeiten können.
Darf ich Gefühle zeigen?
Auch, wenn sich Geschlechterrollen und Gesellschaftswerte wandeln, ist das Bild „des starken Mannes“ nach wie vor weit verbreitet. Der Mann, der nicht weint, der seine Gefühle zügeln kann, der Antworten auf Fragen hat und Lösungen für Probleme bereithält. Es mag überspitzt klingen, aber in gewisser Weise existiert auch dieses Bild noch. Nicht jeder Mann hat ein Problem damit. Manche können sich damit identifizieren, andere nicht. Am Ende sind wir alle Menschen, ob Mann oder Frau. Und damit ist klar, dass jede*r Gefühle zulassen, Emotionen zeigen, Ängste äußern und Zweifel anstellen darf. Das ist nicht weiblich oder männlich, sondern einfach menschlich.
Unser Fazit: Keiner hat es leicht.
Männer haben es gewiss nicht immer leicht. Werte von heute treffen auf Ideale von gestern. Erwartungen der Elterngeneration treffen auf moderne Lebenskonzepte. Kollektive Maßstäbe treffen auf individuelle Bedürfnisse. Aber das sind Konflikte, die wir alle er- und durchleben, ob Mann oder Frau, Kind oder Erwachsener. Am Ende zählt, dass wir glücklich und zufrieden sind und das liegt in unseren eigenen Händen.
Silvia Podlisca
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