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Macht uns Weihnachten krank?

Foto Macht uns Weihnachten krank?

Zugegeben: Diese Frage lässt sich so allgemein formuliert nicht exakt beantworten. Was wir aber sicher wissen ist, dass Stress dem Körper erheblich schadet. Gerade die Adventszeit ist heute oft von Hektik, Stress und Rastlosigkeit geprägt. Wir nutzen daher die Vorweihnachtszeit, um uns zu fragen: Was ist eigentlich Stress? Was hat ein Höhlen-Bär damit zu tun? Und was können Sie dagegen unternehmen?

Wer Stress und seine Auswirkungen verstehen möchte, der muss sich zuallererst mit einem hungrigen Höhlen-Bären befassen. Ja, Sie haben richtig gelesen – mit einem Bären! Denn Stress ist nicht ausschließlich eine moderne Zivilisationserscheinung, sondern war schon in der Steinzeit eine wichtige Schutzfunktion unseres Körpers, die unser Überleben sichergestellt hat.

Doch zurück zum hungrigen Bären. Stellen Sie sich vor, Sie leben in der Steinzeit, sitzen gemütlich in Ihrer Höhle, sind ganz entspannt und genießen Ihren Feierabend nach der anstrengenden Jagd. Gemütlich ins Feuer starrend, hören Sie auf einmal ein verdächtiges Geräusch. Sie sind alarmiert, blicken zum Eingang der Höhle und entdecken ihn: Den riesig großen, enorm hungrig aussehenden Bären, der keinen Zweifel daran lässt, dass er Sie als nächste Mahlzeit auserwählt hat. Wie reagieren Sie? Bewusst reagieren Sie vermutlich erst einmal gar nicht, denn unser Körper hat für derlei Situationen ein automatisches Notprogramm geschaffen, das uns bereit für Kampf oder Flucht macht. Dieses Notprogramm kann aber auch die völlige Starre als Stressreaktion zur Folge haben. Um unser Überleben zu sichern, schaltet unser Organismus in manchen Fällen in einen Modus, der uns erstarren lässt – vor allem dann, wenn eine Situation ausweglos erscheint. Man ist sprichwörtlich „starr vor Schreck“. Dabei ist zu bedenken, dass wir bei psychischem Stress auch emotional erstarren können. Wir frieren innerlich ein, fühlen uns eingekapselt, unser geistiger Energiefluss ist blockiert. Das führt dazu, dass wir schlicht und einfach nicht reagieren können. Ganz egal, ob es sich dabei um die Handlungsfähigkeit bei einem Bärenangriff, die Starre bei einem körperlichen Übergriff oder um den tobenden Chef handelt, der uns gerade anbrüllt.

Alle Zeichen stehen auf Höchstleistung

Ausgeklügelte Hormon-Reaktionen im Körper programmieren uns bei Gefahr auf Höchstleistungen. Das Gehirn schaltet auf Gefahrenmodus und somit wird Ihr bewusstes Denken beim Anblick des hungrigen Bären teilweise blockiert. Durch die Ausschüttung von Adrenalin, Cortisol und anderen Substanzen steigt sowohl Ihr Blutdruck als auch Ihr Puls und mehr Blut wird in die Muskeln gepumpt. (Sie müssen jetzt ja gleich genug Kraft für einen enormen Sprint aufbringen). Ihre Pupillen erweitern sich genauso wie Ihre Bronchien (Klar, Sie müssen sich sofort auf ein breites Sichtfeld einstellen und brauchen genug Luft für Ihre Flucht). Ihr Körper erhöht außerdem sofort die Blutgerinnungsfähigkeit (Falls der Bär Sie mit seinen kräftigen Pranken erwischen sollte, wäre es günstig, wenn Sie nicht gleich an Ort und Stelle verbluten). Aktuell unwesentliche Körperfunktionen – wie etwa die Darmbewegungen – werden zurückgefahren (Sie können sich ja vorstellen, dass es auf der Flucht vom Bären ungünstig wäre, noch kurz im Gebüsch ein Geschäft verrichten zu müssen). Die Stressreaktion Ihres Körpers sorgt also dafür, dass Sie überleben, indem Sie reflexartig bereit sind, aufzuspringen und davonzulaufen. Diese enormen freigesetzten Energien verbrauchen Sie bei Ihrer Flucht. Sobald Sie in Sicherheit sind, können Sie sich jedoch wieder entspannt unter einem Baum ins Gras fallen lassen und Ihre verdiente Ruhe genießen. Dabei findet Ihr Körper – der seine zusätzliche Energie nun durch den Sprint abgebaut hat – in den Normalzustand zurück. Der Höhlen-Bär bleibt hungrig.

Stressauslöser haben ihr Gesicht gewandelt

Freilich, die wenigsten von uns müssen in unserer modernen Welt vor Bären fliehen. Doch Stressauslöser sind weiterhin vorhanden, auch wenn sie ihr Gesicht gewandelt haben: Heute löst der cholerische Chef, der uns beim Meeting anschreit, bei einigen von uns eine prompte Stressreaktion aus. Vielleicht ist auch die Schwiegermutter, die Weihnachten dieses Jahr bei Ihnen feien will, für Sie ein Stressfaktor. Eventuell löst Ihr eigener Anspruch an die zeitgerechte Erledigung aller Weihnachtseinkäufe Stress bei Ihnen aus. Möglicherweise sind es auch Ihre Kinder, die sich losreißen und kreischend am überfüllten Adventmarkt davonlaufen. All diese Situationen können unser Notprogramm freischalten und haben eines gemeinsam: Sie können Sie nicht wie unser Steinzeitmensch mit Davonlaufen bewältigen. Ihr Körper spult zwar auch heute noch sein Überlebensprogramm ab, doch die freigesetzten Energien können nicht immer adäquat in jeder Situation abgebaut werden. Der Moment, in dem Sie sich metaphorisch gesprochen entspannt ins Gras fallen lassen und in Ihren körperlichen Normalzustand zurückkehren, bleibt aus. Gerade jetzt so kurz vor Weihnachten, wo eine Stresssituation die andere jagt. Da unsere freigesetzte Energie jedoch körperlich nicht benötigt wird, entgleisen wir stattdessen z. B. verbal viel schneller als gewohnt (Sie erinnern sich: Das logische Denken wird teilweise blockiert).

Wenn die Erholungsphasen jedoch ausbleiben und Stress somit chronisch wird, schadet er nicht nur unserem psychischen Empfinden, sondern auf Dauer auch unserem Körper. Ein erhöhter Cholesterinspiegel, chronische Muskelverspannungen, Stoffwechselerkrankungen und Infekt-Neigungen können auf Dauerstress zurück zu führen sein. Im extremsten Fall kann ständiger Stress ohne jegliche Erholungsphasen sogar zum Herzinfarkt führen.

Zeit für Besinnlichkeit?

Die Weihnachtsmärkte wollen besichtigt werden, im Stau geht nichts weiter, Kollegin Julia möchte unbedingt auch noch einen Punsch mit Ihnen trinken, das Festtagsmenü soll vorbereitet, Geschenke gekauft und verpackt werden, in der Arbeit müssen Sie das doppelte Pensum bewältigen, um sich für die Feiertage frei nehmen zu können, abends rütteln Ihre Kinder am Nervengerüst und der Partner sucht auch noch Streit. Wann war denn eigentlich Ihre letzte wirkliche Erholungsphase?

Die gute Nachricht an dieser Stelle ist: Gegen Stress können Sie selbst etwas tun! Sei es, sich endlich wieder einmal richtig auszuschlafen, das Smartphone für ein oder zwei Tage abzuschalten, tanzen gehen oder herzhaft lachen, Sport, sich mit Tieren beschäftigen und Bewegung an der frischen Luft. Auch bewusstes Genießen, Meditation, Entspannungsübungen und pflanzliche Produkte können helfen, Stress besser zur bewältigen. Wer den Überblick über seine eigenen Stressbewältigungstaktiken verloren hat oder etwa gar keine Möglichkeit mehr für Erholung sieht, der kann in der P sychologischen Beratung individuelle Taktiken und Varianten der Stressbewältigung und Erholungskompetenz erarbeiten.

Nutzen Sie doch dieses Jahr die Adventzeit ganz bewusst, um sich über Ihre Erholungsphasen im Klaren zu werden. Wissen Sie, viele Bären, die wir vor unserer Höhle heute vermuten, sind in Wirklichkeit nicht so bedrohlich, wie es uns oft erscheint. Lassen Sie doch diesen Advent immer wieder einmal alle Fünfe gerade sein. Es macht doch gar nichts, wenn das Geschenk nicht zu hundert Prozent korrekt verpackt ist, wenn Sie sich dafür bei einer heißen Tasse Tee mit Ihrer Familie entspannen und so den wahren Zauber von Weihnachten wieder ein bisschen spüren und verbreiten können.

Silvia Podlisca

Quellen:

forumgesundheit.at, vbg.de, netdoktor.at, wandasenn.ch

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