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Selbstfürsorge: Warum sie nie wichtiger war - gerade JETZT

Foto Selbstfürsorge: Warum sie nie wichtiger war - gerade JETZT

Selbstfürsorge ist eine enorm wichtige Voraussetzung dafür, um gesund und handlungsfähig zu bleiben. Warum es gerade jetzt besonders wichtig ist, Selbstfürsorge zu üben und warum sie im ersten Schritt von wesentlich zentralerer Bedeutung ist als die „Selbstliebe“.

Eigentlich könnte „Wir leben noch!“ das Motto dieses Eintrages sein. Denn das Pandemie-Jahr 2020 hat Spuren hinterlassen und hinterlässt sie weiterhin. Damit daraus keine dauerhaften Blessuren in unserer Seele werden, ist es jetzt wichtig, dass wir uns darauf besinnen, wie wir unser Leben mit den Möglichkeiten, die uns trotz der Krise zur Verfügung stehen, lebendig und aktiv gestalten.

Aber warum sollen wir das überhaupt tun? Die Antwort ist ganz einfach: Isolation, Vermeidung, Angst, der Wegfall von Routinen und Aktivitätsverminderung sind zentrale Elemente in der Entstehung oder Verschlimmerung seelischer Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen. Doch all diese Elemente sind Teil unseres Erlebens im Lockdown und während der notwendigen Covid 19-Einschränkungen. Die Gefahr, zu vereinsamen oder seelisch zu erkranken, war damit in den letzten Jahrzehnten und in unseren Breiten kollektiv gesehen selten größer als heute. Denn jeder auf lange Zeit arbeitslose Mensch wird es bestätigen können: Fällt das zeitliche Gerüst der Tageseinteilung und soziales Interagieren im Außen weg, braucht es schon ein gehöriges Maß an Eigenverantwortung und Disziplin, um eine neue Routine aufzubauen – und diese auch einzuhalten. Und die Aufrechterhaltung der Routine ist derzeit wichtiger denn je.

Seelische Widerstandsfähigkeit braucht Anreize

Denn was mit witzigen Postings zur Videokonferenz à la „Heut war ich im Meeting – und hatte noch die Pyjamahose an! Haha!“ beginnt, kann mit äußerst ungesundem Verhalten enden und im schlimmsten Fall tatsächlich der Ausgangspunkt für das Entstehen einer psychischen Erkrankung sein. Mit der menschlichen Resilienz – also der psychischen Widerstandskraft, die wir brauchen, um Krisen zu meistern – ist es bekanntermaßen ein bisschen wie mit unseren Muskeln: Tun wir nichts dafür, dass unsere Muskeln wachsen, werden wir nicht stärker. Verzichten wir ganz auf Bewegung, verkümmern unsere Muskeln sogar, bis wir uns nicht mehr bewegen können. So ähnlich verhält es sich mit unserer seelischen Widerstandsfähigkeit. (Mehr dazu hier)

Sich selbst zu vernachlässigen ist erhebliches Problem

Mit dem körperlichen Muskelbeispiel wird schnell klar, inwiefern sich Sport und die genannte Routine ähneln. Hier trägt das Prinzip von „Wer will, findet Wege. Wer nicht will, viele Gründe“. Beim vernachlässigten Sport heißt es oft „Ich musste so lang arbeiten“ oder „Heute ist es zu kalt draußen“. Dabei ließen sich Sporteinheiten (Laufen, Stiegensteigen, Situps im Wohnzimmer, …) ganz locker ohne großen Zeit-, Material- und Finanzaufwand in den Alltag einbauen, wenn da nicht der Schweinehund wäre. Ähnlich wie beim Fitnesstraining ist es jetzt für manche Menschen das Corona-Virus, das als Begründung hergenommen wird, wenn es darum geht, gewisse Dinge nicht mehr zu tun. Aus „Warum die Pyjamahose gegen eine Jeans tauschen, wenn mich eh keiner sieht?“ wird so recht schnell „Warum heute duschen gehen, wenn ich eh nicht raus muss?“. An dieser Stelle wird schon deutlich, weshalb ich mich über so manche Scherzaktionen – wie das Pyjama-Meeting – im Zuge meiner psychosozialen Präventions-Arbeit auch besorgt zeige. Denn das Vernachlässigen der eigenen Körperhygiene steht am Ende der Skala teils schwerer psychischer Erkrankungen. Umso wichtiger ist es, hier das ungesunde Pferd keinesfalls von hinten aufzuzäumen, sondern aktiv etwas dafür zu tun, unsere „psychischen Muskeln“, mit denen wir Krisen dauerhaft meistern, zu stärken. Anstatt sie sorglos schwächer werden zu lassen. Aber wie? Das wichtigste Schlüsselwort ist hier „Selbstfürsorge“. Und diese zu betreiben, ist in Zeiten der Pandemie so wichtig wie selten zuvor. Aber warum?

Selbstfürsorge als sozialer Akt

Selbstfürsorge ist ein Akt der Eigenverantwortung, mit der wir uns gegen die vermeintliche Handlungsunfähigkeit in der Pandemie stellen können. Denn Corona ist schon herausfordernd genug, da braucht es nicht auch noch als Ausrede dafür dienen, auch jene Dinge zu unterlassen, die wir trotz des Wegfalls so mancher Möglichkeiten noch tun können. Und hier wird auch sichtbar, warum ich an dieser Stelle die „Selbstfürsorge“ dem Begriff der viel zitierten „Selbstliebe“ vorziehe. Während die Selbstliebe ein Zustand ist, ist die Fürsorge eine aktive Handlung. Und genau diese Aktivität zeigt uns: Wir bleiben handlungsunfähig und sind der Situation nicht hilflos ausgeliefert. Im Gegenteil: Es ist unser aller aktive Entscheidung, das für uns Beste aus der Situation zu ziehen – und uns dabei um uns zu kümmern. Und das wiederum ist keine Frage der Selbstverliebtheit, sondern eine Frage des Wunsches, körperlich und seelisch gesund zu bleiben. Denn nur, wer sich um sich selbst kümmert, sich wohl und damit stark fühlt, der kann im Fall des Falles auch anderen helfen. Selbstfürsorge ist meiner Ansicht nach damit in gewisser Weise ein äußerst sozialer Akt.

15 Ideen für Selbstfürsorge-Rituale

  1. Bilden Sie sich weiter und tun Sie etwas für sich und Ihre Berufung: Wie wäre es mit der Anmeldung zu einem Webinar oder dem Bestellen eines renommierten Fachbuchs zum Thema, dem Sie sich mit Freude in den nächsten Wochen widmen?

  2. Gestalten Sie trotz Homeoffice oder Quarantäne ganz bewusst einen Routine-Plan und kleiden Sie sich, als würden Sie das Haus verlassen: Schreiben Sie Ihre täglichen To Do-Punkte auf. Dazu kann gehören, auch einmal aktiv etwas anders zu machen als bisher. Sie sind jemand, der abends duschen geht? Probieren Sie, welchen Unterschied es macht, sich morgens unter die Dusche zu stellen.

  3. Schnell Nudeln mit Fertig-Sugo in den Topf werfen? Warum gönnen Sie sich heute nicht einmal ein mehrgängiges Menü von Ihnen selbst zubereitet?

  4. Thermenurlaub nach Hause holen: Wann haben Sie sich zuletzt eine schöne Badewanne eingelassen – so richtig mit allem drum und dran? Kerzenmeer, sanfte Musik im Hintergrund und wohlduftende Badezusätze?

  5. Muskeln waren heute schon mal das Stichwort: Wie wäre es mit einer mehrwöchigen Workout-Challenge? YouTube ist voll davon und Sie können Ihren Körper damit auch zu Hause fit halten.

  6. Bilanz ziehen: Überlegen Sie, wozu Sie in Zukunft viel lieber Nein sagen würden, sich aber bisher noch nicht trauen, und wo Sie gerne vertrauensvoll mit einem Ja voranschreiten möchten.

  7. In die Musikwelt abtauchen: Gehen Sie in sich. Welche Lieder sind es, bei denen Ihnen sofort wunderschöne Erinnerungen kommen? Ab damit in die Playlist und abtauchen!

  8. Luft schnappen – ein ausgedehnter Spaziergang wirkt Wunder auf Körper und Geist. Tipp: Achten Sie dabei ganz bewusst auf alle Ihre Sinne. Was riechen Sie? Was sehen Sie? Wie fühlt sich der Boden unter Ihren Schuhen an?

  9. Treffen auf Abstand: Ein Videochat-Treffen mit der Familie oder Freunden kann vielen Menschen äußerst gut tun. Nur organisieren muss es jemand. Was, wenn Sie heute dieser jemand sind?

  10. Neues erleben: „Raus aus dem Gewohnten“ muss nicht zwingend „Raus aus der Komfortzone“ heißen – gönnen Sie sich heute beim Einkauf ganz bewusst diese bisher unbekannte Frucht, die aber immer so köstlich aussieht, und überraschen Sie Ihre Geschmacksknospen.

  11. Verwöhnen Sie sich selbst mit einem wohltuenden Beauty-Ritual von den Augenbrauen bis zu den Zehennägeln.

  12. Schreiben Sie sich eine Liste mit all den Dingen, die Sie an sich selbst schätzen. Hören Sie frühestens dann damit auf, wenn Sie 20 Begriffe oder Phrasen gesammelt haben.

  13. Ernährung neu definieren: Sammeln Sie gesunde sowie köstlich klingende Rezepte und überlegen Sie sich, welche tollen Gerichte viele Nährstoffe und Vitamine bieten, damit Sie diese künftig in Ihre Essgewohnheiten einbauen können.

  14. Achtsamkeitsübung: Wie oft schimpfen Sie eigentlich mit sich selbst oder denken von sich selbst in destruktiver Art und Weise? Üben Sie heute, ausschließlich freundlich mit sich selbst und Ihren Gedanken umzugehen.

  15. Digital Detox: Legen Sie sich eine Zeit am Tag fest, zum Beispiel ein bis zwei Stunden, in der Sie bewusst auf Handy und PC verzichten und schauen Sie, wohin Sie Ihre Gedanken tragen.


Silvia Podlisca

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